Mat­thi­as Horx prä­sen­tier­te am 22. Janu­ar den 200 Gäs­ten in der Hand­werks­kam­mer Ham­burg die Trends der künf­ti­gen Arbeitswelt.

Mehr als 200 Zuhö­rer ver­folg­ten ges­tern in der Hand­werks­kam­mer von Ham­burg Mat­thi­as Horx anre­gen­de und unter­halt­sa­me The­sen über die Arbeits­welt von mor­gen. Der größ­te Wirt­schafts­boom aller Zei­ten sei im Gan­ge. Im Anschluss dis­ku­tier­ten Podi­ums­gäs­te aus Ham­burgs Wirt­schaft und Gesell­schaft über das, was die Arbeits­welt von mor­gen bewe­gen wird.
Ein Pro­zent pro Jahr ent­wi­ckeln sich Mega­trends. Auch die fünf, die Mat­thi­as Horx ges­tern in der Hand­werks­kam­mer von Ham­burg mehr als 200 gela­de­nen Gäs­ten über die „Zukunft der Arbeit“ vor­ge­stellt hat­te. Mega­trends ver­lau­fen lang­sam, aber sicher. Kein Trend  ver­läuft line­ar, so Horx.  Unter dem Mot­to „Wir haben kei­ne Glas­ku­gel. Wir haben Horx.“, haben die Part­ner der Bran­chen­kam­pa­gne „Die Zeit­ar­beit: Ein­stieg. Auf­stieg. Wachs­tum.“ und der Bun­des­ar­beit­ge­ber­ver­band der Per­so­nal­dienst­leis­ter (BAP) den ein­fluss­rei­chen Trend- und Zukunfts­for­scher ein­ge­la­den, um Zeit­ar­beit ein­mal aus der Zukunfts­per­spek­ti­ve unter­halt­sam beleuch­tet zu sehen.

Ute Scho­ras, BAP-Regio­nal­spre­che­rin Nord und Vor­stands­mit­glied, begrüß­te die Gäs­te, die Kam­pa­gnen­un­ter­stüt­zer, den Prä­si­den­ten, Vol­ker Enkerts und den Vize­prä­si­den­ten, Sebas­ti­an Lazay. Und Mat­thi­as Horx ver­stand es, das Publi­kum zu unter­hal­ten. Er kennt vie­le Trends. Fünf Mega-Trends wer­den nach sei­ner Mei­nung künf­tig die Arbeits­welt bestim­men: Glo­ba­li­sie­rung, Dow­na­ging, Kon­nek­ti­vi­tät, Indi­vi­dua­li­sie­rung und Frau­en. Zuguns­ten von  Frau­en wird in der Zukunft viel ent­schie­den, selbst der Iran mache da kei­ne Aus­nah­me. 2050 rech­ne er in Deutsch­land mit der Ein­kom­mens­gleich­heit. Die Kar­ten zwi­schen Män­nern und Frau­en wer­den längst neu gemischt. Das Pro­blem sei die „Män­ner basier­te Präsenskultur“.
In Skan­di­na­vi­en wür­de nega­tiv auf­fal­len, wer län­ger als acht Stun­den arbei­te. Dort gebe es auch bei mög­li­chen Arbeits­platz­ver­lus­ten oder Ver­än­de­run­gen nicht so einen Panik­ef­fekt, wie in Deutsch­land, da dort immer bei­de Part­ner in der Regel das Geld ver­die­nen wür­den, so Horx. Die Deut­schen altern, im Gegen­satz zu Japa­nern, nicht gesund, stell­te der Trend­for­scher fest. 40-jäh­ri­ge von heu­te, machen eine bes­se­re Figur, als 40-jäh­ri­ge von ges­tern. Als unter­halt­sa­men „Lokal­ko­lo­rit-Beweis“ lies Horx zwei Fotos an die Wand des Saa­les der 1912 gebau­ten Hand­werks­kam­mer wer­fen, wobei das letz­te­re ein altes s/w‑Foto war, das ein 40 Jah­re altes Paar aus den gol­de­nen Zwan­zi­gern am Jung­fern­stieg zei­gen sollte.

Alle vier bis sie­ben Jah­re wür­de ein Mensch „die Far­be des Lebens“ ändern. Es sei wich­tig, für das mensch­li­che Ent­wick­lungs­mo­dell, dass es Ver­än­de­rung gibt. Auch Zeit­ar­beit spielt da eine Rol­le und damit drei bis vier Berufs­for­men, die eine Per­son in Zukunft aus­fül­len bzw. leben könnte.
Der Gesell­schaft soll­te es in Zukunft gelin­gen, einen „Zeit­wohl­stand“ zu orga­ni­sie­ren. Es wer­de neue For­men von Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on geben. Der größ­te Wirt­schafts­boom aller Zei­ten sei im Gan­ge. Es wird eine neue glo­ba­le Mit­tel­schicht geben, so Horx, der in die­sem Zusam­men­hang sogar von einer neu­en Welt­ord­nung spricht, die ent­stün­de. Glo­ba­li­sie­rung mei­ne in Zukunft auch Loka­li­sie­rung. Wenn man noch vor Jah­ren in Chi­na bil­lig pro­du­ziert habe, könn­te sich der Trend auch umkeh­ren, denn ein chi­ne­si­scher Arbei­ter wür­de heu­te fünf Mal so viel ver­die­nen, wie vor 20 Jahren.
Der Arbeits­markt brau­che in Zukunft Teams mit unter­schied­li­chen Per­sön­lich­kei­ten, um kom­ple­xe The­men mit ver­schie­de­nen Ansät­zen auch lösen zu kön­nen. Berufs­bio­gra­phien wür­den in Zukunft frag­men­tier­ter. Das sei ein Trend in der Arbeitswelt.
Typisch deutsch sei die Mei­nung, dass Ver­än­de­run­gen grund­sätz­lich schlecht sei­en. Die Begrif­fe „Span­nung“ und „Unsi­cher­heit“ sei­en nega­tiv besetzt.
Der Trend­for­scher: „Lust auf Ver­än­de­rung spielt in Zukunft eine immer grö­ße­re Rol­le. Schon heu­te gibt es ver­schie­de­ne Arbeits­ty­pen: die einen set­zen auf Sicher­heit, die ande­ren möch­ten fle­xi­bel blei­ben und nicht ein Leben lang dem­sel­ben Job nach­ge­hen. Die­se unter­schied­li­chen Bedürf­nis­se gehen in der Zeit­ar­beit auf.“

Das gro­ße Span­nungs­ver­hält­nis sei in Deutsch­land, das zwi­schen Frei­heit und Sicher­heit. In Däne­mark sehe das anders aus. Dort gebe es kei­nen Kün­di­gungs­schutz, doch die Zivil­ge­sell­schaft setzt dort auch viel mehr auf Wand­lungs­fä­hig­keit als in Deutschland.
„Zeit­ar­beit spielt beim Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess von Arbeit in der Zukunft kei­ne unwe­sent­li­che Rol­le.“, sag­te Horx. Trans­for­ma­ti­on und Fort­schritt sei nur mög­lich, wenn die Men­schen weni­ger Angst hät­ten. Zum The­ma Spe­zia­li­sie­rung auf dem Arbeits­markt sag­te Horx: „Die Spe­zia­li­sie­rung der Unter­neh­men und die Qua­li­fi­zie­rung der Zeit­ar­beit­neh­mer wer­den künf­tig die ent­schei­den­den Wett­be­werbs­vor­tei­le in der Bran­che sein.“

Im Anschluss an den Vor­trag dis­ku­tier­ten unter der Mode­ra­ti­on von Wirt­schafts­jour­na­list Cars­ten Klehn, Gäs­te, Unter­neh­mer und ein Zeit­ar­beit­neh­mer auf dem Podi­um über die Bedeu­tung der Zeit­ar­beit in der Regi­on Ham­burg und dar­über, was Per­so­nal­dienst­leis­tun­gen für sie per­sön­lich, für die Regi­on und für Deutsch­land bedeu­ten. Es soll­te der Fra­ge nach­ge­gan­gen wer­den: „Wie pro­fi­tie­ren Unter­neh­men, Gesell­schaft und Arbeits­markt vom Wirt­schafts­fak­tor Zeitarbeit?“.

So berich­te­te Sascha Kock, Ein­zel­han­dels­kauf­mann bei „Arbeit und Mehr“, dar­über, dass er ohne die Zeit­ar­beit nie auf die Idee gekom­men wäre, im Emp­fangs­be­reich zu arbei­ten. Er hät­te in einer Fest­an­stel­lung weni­ger ver­dient und sei des­halb nach wie vor in der Zeit­ar­beit tätig, die für ihn und sei­ne Freun­de eine ganz nor­ma­le Beschäf­ti­gungs­form sei. „Als Zeit­ar-beit­neh­mer habe ich die Mög­lich­keit, mich in unter­schied­li­chen Tätig­keits­be­rei­chen aus­zu­pro­bie­ren und habe so viel dazu­ge­lernt.“ Im Vor­der­grund stün­de bei der Arbeits­platz­wahl, das Inter­es­se und der Spaß an der Arbeit, doch wesent­lich sei auch das Kli­ma mit den Kollegen.

Ihre Sicht auf die Zeit­ar­beit schil­der­te Wieb­ke Rehr, Bereichs­lei­te­rin Arbeit­ge­ber-Ser­vice der Agen­tur für Arbeit Ham­burg: „Es gibt Berei­che, in denen die Leu­te lie­ber beim Zeit­ar­beits­un­ter­neh­men arbei­ten wol­len als direkt beim Kun­den­un­ter­neh­men – weil sie dort ein­fach bes­ser bezahlt wer­den.“ Zeit­ar­beit sieht sie nach wie vor als beruf­li­che Chan­ce für nied­rig Qua­li­fi­zier­te und auch ins­ge­samt für die Mög­lich­keit einer beruf­li­chen Ent­fal­tung eines Arbeit­neh­mers. „Der wich­tigs­te Punkt ist für uns aus Sicht der Agen­tur, dass wir mit Zeit­ar­beit die Mög­lich­keit bie­ten, mög­lichst vie­len Men­schen an Arbeit her­an- oder wiederheranzuführen.“
Der Ver­tre­ter der Gewerk­schaft, der Vor­sit­zen­de des Deut­schen Gewerk­schafts­bun­des Ham­burgs Uwe Grund, sag­te: „Die Zeit­ar­beit hat eine Berech­ti­gung und eine Zukunft. Sicher­lich gibt es Men­schen, die mit Hil­fe der Zeit­ar­beit ihren Weg fin­den und das soll­te man auch aner­ken­nen. For­de­run­gen nach Abschaf­fung der Zeit­ar­beit hal­te ich für Unsinn.“
Zeit­ar­beit wan­delt sich gera­de und die Gewerk­schaft set­ze auf „Equal Pay“ als zen­tra­les The­ma. Ziel sei es auch die Arbeit­neh­mer­über­las­sung zu begrenzen.
Wie wür­de sich die Situa­ti­on für Unter­neh­men dar­stel­len, wenn es kei­ne Zeit­ar­beit gäbe?  Mar­tin Horn, Per­so­nal­lei­ter bei der Luft­han­sa Tech­nik AG Ham­burg, brach­te es auf den Punkt: „Ohne Zeit­ar­beit wären wir am Markt nicht wett­be­werbs­fä­hig.“ Auf die Fra­ge, wie sich die Zeit­ar­beit­neh­mer im Unter­neh­men inte­grie­ren, reagier­te er: „Da gibt es bei uns kei­ne Unter­schie­de – die Kol­le­gen sind wäh­rend ihrer Ein­satz­zeit ein fes­ter Bestand­teil unse­rer Beleg­schaft, denn alle wis­sen wie wich­tig sie sind.“ Schu­lun­gen, die man für Mit­ar­bei­ter anbie­tet, sei­en die glei­chen, wie für Zeit­ar­beit­neh­mer im Betrieb.

Die Dis­kus­sio­nen ver­scho­ben sich im Anschluss vom Podi­um an das gemein­sa­me Buf­fet. Am Ende des Abends stand die Erkennt­nis, Zeit­ar­beit ist ein nor­ma­ler Teil der Arbeits­welt, die dabei ist, sich zu ent­rie­geln, wie die Unauf­halt­sam­keit von Mega­trends. Und Horx fasst zusam­men: „Zeit­ar­beit ist ein Trans­mit­ter­pro­zess, der uns allen dabei hilft.“

Im Rah­men der Bran­chen­kam­pa­gne „Die Zeit­ar­beit: Ein­stieg. Auf­stieg. Wachs­tum.“ wird Mat­thi­as Horx noch in die­sem Jahr in Frank­furt (Main) und in Stutt­gart sei­ne Trends und The­sen über die Zukunft der Arbeit präsentieren.