Die Zukunft ver­läuft digi­tal. Dies gilt für sämt­li­che Lebens­be­rei­che, von pri­vat bis beruf­lich. Beson­ders in der Arbeits­welt stei­gen die Anfor­de­run­gen an Arbeits­kräf­te – auch in der Zeit­ar­beit -, weil sich Ange­stell­te nicht nur fle­xi­bel hin­sicht­lich Arbeits­zeit und ‑platz zei­gen sol­len, son­dern auch imstan­de sein müs­sen, digi­ta­le Tech­ni­ken zu beherr­schen. Doch wel­che Aus­wir­kun­gen hat die Digi­ta­li­sie­rung auf die Zeit­ar­beit konkret?

Mit­un­ter klin­gen selbst die moder­nen Berufs­be­zeich­nun­gen futu­ris­tisch. Die wenigs­ten wer­den wahr­schein­lich schon ein­mal von Beru­fen wie „Social Media Mana­ger“ oder „Big Data Sci­en­tist“ gehört haben. Fakt ist aber, dass durch die Digi­ta­li­sie­rung immer neue­re Beru­fe ent­ste­hen, die in nahe­zu allen Unter­neh­men gefragt sind.

Vie­le Unter­neh­men haben unlängst erkannt, dass ein Wan­del statt­ge­fun­den hat und pas­sen sich dem­entspre­chend den Per­so­nal­ver­än­de­run­gen an. Auch der Geschäfts­füh­rer der mein-deal.com GmbH beschäf­tigt sich schon seit einem län­ge­ren Zeit­raum mit die­ser The­ma­tik und mein­te in einem Inter­view: „Vie­le tra­di­tio­nel­le Arbeits­plät­ze wer­den zwar weg­ra­tio­na­li­siert, aber es ent­ste­hen auch ganz neue Beru­fe. Beru­fe in der Alten­pfle­ge, Kin­der­be­treu­ung oder ande­ren Beru­fen mit Fokus auf Sozi­al­kom­pe­ten­zen sind dar­über hin­aus auch in Zukunft unver­zicht­bar und somit immer gefragt, sowohl in Zeit­ar­beits­fir­men als auch in unbe­fris­te­ten Beschäftigungsverhältnissen.“

Nur logisch also, dass es auch im Per­so­nal­ser­vice tief­grei­fen­de Ver­än­de­run­gen gibt und wei­ter geben wird. Der „Fle­xi­bi­li­täts­dienst­leis­ter“ von heu­te muss sich den wach­sen­den Anfor­de­run­gen, die an den digi­ta­len Arbeits­platz gestellt wer­den, anpas­sen. Er muss neue Kom­pe­ten­zen erwer­ben und womög­lich noch mehr Abstri­che hin­sicht­lich sei­ner Arbeits­platz­si­cher­heit machen.

[plain]„Wir wol­len Deutsch­land als digi­ta­les Wachs­tums­land Num­mer eins in Euro­pa eta­blie­ren und eine Füh­rungs­rol­le bei einer kon­se­quen­ten, ver­trau­ens­wür­di­gen und siche­ren Digi­ta­li­sie­rung von
Wirt­schaf­ten, Leben und Arbei­ten einnehmen.“

- Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Sig­mar Gabri­el[/plain]

Für die ambi­tio­nier­ten Zie­le der Bun­des­re­gie­rung fehlt es der­zeit aber vor allem noch an der Infra­struk­tur. Zum The­ma Digi­ta­li­sie­rung sag­te Ste­fan Kör­zell vor kur­zem im Rah­men des iGZ­Bun­des­kon­gres­ses im ehe­ma­li­gen Bun­des­tag Bonn: „Wie soll der Wech­sel zwi­schen nied­rig qua­li­fi­zier­ter Arbeit hin zu qua­li­fi­zier­ten Tätig­kei­ten lau­fen? In Berufs­schu­len ent­steht manch­mal der Ein­druck, die Schü­ler haben Unter­richt in einem deut­schen Museum.“

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Video: Gun­ter Dueck spricht auf der Jah­res­ver­samm­lung des Stif­ter­ver­ban­des über Chan­cen und
Risi­ken der Digi­ta­li­sie­rung in der deut­schen Bil­dung.

Zeit­ar­beit und Digi­ta­li­sie­rung – passt das zusammen?

Pro­ble­me beim Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zess in Deutsch­land gibt es aber nicht nur in der Bil­dung. Auch der Staat selbst stellt sei­nen vie­len pri­va­ten Unter­neh­mern immer häu­fi­ger Hür­den in den Weg, die den Über­gang von ana­log zu digi­tal erschweren.

Ein gutes Bei­spiel hier­für ist das noch sehr jun­ge Arbeit­neh­mer­über­las­sungs­ge­setz, das Ende
Novem­ber 2016 vom Bun­des­tag zum Leid­we­sen vie­ler Unter­neh­mer modi­fi­ziert wur­de. Laut den
Aus­sa­gen des Digi­tal­ver­ban­des BITKOM wür­den durch die Neue­run­gen bei der
Arbeit­neh­mer­über­las­sung
IT-Pro­jek­te aus­ge­bremst, da es schwer ist für Unter­neh­men, an
qua­li­fi­zier­te IT-Spe­zia­lis­ten zu gelangen.

[plain]„Es ist rich­tig, dass die Bun­des­re­gie­rung gegen pre­kä­re Arbeits­ver­hält­nis­se vor­geht. Die Reform hät­te sich aller­dings auf Pro­blem­bran­chen mit Lohn­dum­ping beschrän­ken müs­sen. ITUn­ter­neh­men gehö­ren defi­ni­tiv nicht dazu. Die Geset­zes­ver­schär­fun­gen brin­gen für die Digi­tal­bran­che, ihre Kun­den und ihre Mit­ar­bei­ter aus­schließ­lich Nachteile.“

- Bit­kom-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Dr. Bern­hard Roh­le­der[/plain]

Kon­kret sieht die neue Arbeit­neh­mer­re­ge­lung vor, dass Per­so­nal­über­las­sun­gen auf maxi­mal 18 Mona­te beschränkt wer­den müs­sen. Eine län­ge­re Arbeit­neh­mer­über­las­sung ist nur mög­lich, wenn dies ein­zeln in Tarif­ver­trä­gen gere­gelt ist, denen die jeweils zustän­di­gen Gewerk­schaf­ten aber noch zustim­men müssen.

Vor knapp zwei Mona­ten, zum 01. April 2017, ist die Geset­zes­no­vel­le offi­zi­ell in Kraft getre­ten. Und eben weil die Geset­zes­än­de­rung auch Unter­neh­men betrifft, die auf exter­ne IT-Dienst­leis­ter zurück­grei­fen, um inter­ne Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­se zu beschleu­ni­gen, bremst sich der Gesetz­ge­ber der­zeit selbst bei der Ver­wirk­li­chung sei­ner nach­hal­ti­gen Digi­ta­li­sie­rungs­zie­le aus.

BITKOM for­dert Aus­nah­me für Digi­tal­wirt­schaft – und mehr Fachpersonal

Um eben dies zu ver­mei­den, for­dert BITKOM nun eine Aus­nah­me­re­ge­lung für Unter­neh­men aus der digi­ta­len Wirt­schaft. Laut dem Digi­tal­ver­band wür­de das neue Gesetz „mehr Büro­kra­tie, stei­gen­de Kos­ten und lang­wie­ri­ge­re Pro­jek­te“ für Unter­neh­mer bedeu­ten, was Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­se von Prin­zip aus nicht ren­ta­bel macht.

Ein wei­te­res Pro­blem in Deutsch­land besteht zudem im Man­gel an geeig­ne­ten Fach­kräf­ten, die Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­se über­haupt in der Pra­xis umset­zen könn­ten. Wie BITKOM in einer Stu­die zum Arbeits­markt für IT-Kräf­te im Novem­ber letz­ten Jah­res ver­öf­fent­lich­te, gibt es in Deutsch­land aktu­ell cir­ca 51.000 offe­ne IT-Stel­len – das sind 20 Pro­zent mehr als noch 2015.

[plain]„Wir brau­chen Digi­tal­ex­per­ten, vom Soft­ware-Ent­wick­ler über den IT-Sicher­heits­spe­zia­lis­ten bis zum IT-Bera­ter, um die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on in Deutsch­land erfolg­reich gestal­ten zu können.“

- Bit­kom-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Dr. Bern­hard Roh­le­der[/plain]

Arbeit war ges­tern – job­ben ist heute

Die Digi­ta­li­sie­rung begrün­det einen fun­da­men­ta­len Wan­del der Arbeits­welt, der sich natür­lich nicht nur im Bereich Zeit­ar­beit mani­fes­tiert, son­dern weit über die­se Gren­ze hin­aus. Exper­ten dis­ku­tie­ren eif­rig dar­über, was die Digi­ta­li­sie­rung für den Arbeits­markt bedeu­tet. Wir haben unse­re eige­nen The­sen aufgestellt:

  1. Mehr und mehr Zeitarbeit
    Noch bis 1967 war Zeit­ar­beit in Deutsch­land gänz­lich ver­bo­ten. Auch durch den Neo­li­be­ra­lis­mus hat sich dies aber nun­mehr gänz­lich gewan­delt. Inner­halb von nur zehn Jah­ren hat sich die Zahl der Leih­ar­bei­ter in Deutsch­land seit 1996 ver­fünf­facht. Knapp drei Mil­lio­nen Zeit­ar­bei­ter zählt Deutsch­land, ein Drit­tel aller vakan­ten Stel­len wer­den als Zeit­ar­beit aus­ge­schrie­ben. Und die Zah­len wer­den wei­ter stei­gen. Wäh­rend manch einer vor allem die Unbe­stän­dig­keit des Arbeits­plat­zes bemän­gelt, sehen wir auch Chan­cen für den ein­zel­nen Arbeit­neh­mer wie auch für die Gesell­schaft und den Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zess. Ins­be­son­de­re Berufs- und Quer­ein­stei­gern bie­tet sie Vor­tei­le, sich beruf­lich (neu) zu orientieren.
  2. Mehr und mehr Selbständige
    Knapp über zehn Pro­zent aller Erwerbs­tä­ti­gen in Deutsch­land arbei­ten auf selb­stän­di­ger Basis – weit weni­ger als bei­spiels­wei­se in den USA, wo es weit über 30 Pro­zent sind. Doch auch dies wird sich ändern. Im Zuge der Digi­ta­li­sie­rung sind – wie auf­ge­zeigt – beson­ders Frei­be­ruf­ler oder eben Zeit­ar­bei­ter sehr gefragt. Sie bil­den das Fun­da­ment der zukünf­ti­gen Dienstleistungsgesellschaft.
  3. Mehr und mehr Sicherheit
    Mit der vier­ten Dimen­si­on, dem Inter­net, kom­men auch ganz neue Pro­ble­me auf Unter­neh­men zu. Cyber­kri­mi­na­li­tät, Dark­net, Hacker-Atta­cken – das sind die Sor­gen, mit denen sich alle Unter­neh­mer aus­ein­an­der­set­zen müs­sen. Genau hier fehlt es aber beson­ders an geschul­tem Fach­per­so­nal. Beson­ders bei klei­nen bis mit­tel­stän­di­schen Unter­neh­men wur­den oft weni­ge bis kei­ne Maß­nah­men zur IT-Sicher­heit ergrif­fen. In die­sem Bereich dürf­te ein sehr hohes Poten­ti­al ste­cken – auch für den Arbeits­markt. Dies zeigt sich bei­spiels­wei­se im „Netz­werk für Digi­ta­li­sie­rung“ der DEKRA: Auf­grund des Aus­baus an digi­ta­len Sicher­heits­dienst­leis­tun­gen ist die DEKRA auch 2016 deut­lich gewach­sen und konn­te ihren Umsatz von 6,7 Pro­zent auf 2,9 Mil­li­ar­den Euro steigern.

Klar ist natür­lich auch, dass die Digi­ta­li­sie­rung nicht nur Vor­tei­le mit­bringt. Die Angst vor dem Ver­lust des eige­nen Arbeits­plat­zes, weil mehr und mehr Tätig­kei­ten durch Maschi­nen, Robo­ter und künst­li­che Intel­li­gen­zen über­nom­men wer­den kön­nen, ist in vie­len Berei­chen akut.

Aktu­el­le Unter­su­chun­gen zei­gen jedoch, dass durch die Digi­ta­li­sie­rung min­des­tens eben­so vie­le Arbeits­plät­ze geschaf­fen wie zer­stört wer­den. Dies wie­der­um wird zu einem wach­sen­den Anstieg der Nach­fra­ge bei Per­so­nal­dienst­leis­tern füh­ren, ein Grund mehr, wes­we­gen in der Zeit­ar­beit die Zukunft der digi­ta­len Arbeit lie­gen wird.

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